Burn-out-Syndrom
Dr-Elze.de Dr. Elze
Sehr viele Faktoren, wie zum Beispiel eine andauernde Überlastung im Beruf, hoher Druck durch Vorgesetzte oder Kollegen, Mobbing, unerreichbare idealistische Ziele oder ungenügende Ressourcen, können zum Auftreten eines Burn-out bzw. eines Burn-out-Syndroms führen.
Auf dieser und den folgenden Seiten finden Sie ausführliche Fachnformationen über Ursachen, Symptome, Diagnose und Therapie des Burn-out-Syndroms. Informationen für Betroffene und Angehörige finden Sie darüber hinaus unserer Internetseite im Kapitel “Patienteninformation - Burn-out”.
In der Diagnose des Burn-out-Syndroms ergibt sich die Schwierigkeit, dass es zur Zeit noch keine wissenschaftlich ausreichend standardisierten Diagnosekriterien für die Diagnosestellung des Burn-out-Syndroms gibt.
Dies liegt letztendlich mit an der noch nicht endgültig geklärten Frage, ob es sich beim Burnout bzw. dem so genannten Burn-out-Syndrom um ein eigenständiges Krankheitsbild handelt, oder ob das Burn-out eher als ein Prozess aufgefasst werden sollte, der schließlich zur Entstehung von klinisch relevanten Krankheitsbildern wie z.B. depressiven Episoden oder Angststörungen führen kann.
In der International Classification of Diseases ICD-10 wird der Begriff “Ausgebranntsein / Burn-out” entsprechend nur in der Subkategorie Z73.0 aufgeführt.
Als Testinstrumente für ein Burnout werden u.a. das Maslach Burnout Inventory (MBI) von Maslach et al. (1981), das Oldenburg Burnout Inventar (OLBI) von Demerouti et al., das Hamburger Burnout Inventar (HBI) von Burisch, das Copenhagen Burnout Inventory (CBI) von Kristensen et al. (2005), der Shirom-Melamed Burnout Questionnaire (SMBQ) und das School-Burnout-Inventory (SBI) eingesetzt.
In der psychometrischen Erfassung des Burn-out-Syndroms ergibt sich jedoch ein für die Testpsychologie relevantes Problem, denn da es für das Burn-out bzw. das Burn-out-Syndrom noch keine ausreichend valide und allgemein wissenschaftlich anerkannte Definition gibt, kann letztendlich die Validität der oben genannten Testinstrumente, also die Frage, ob sie wirklich das messen, was sie messen sollen, sprich ein Burn-out(-Syndrom), nicht beantwortet werden.
© Dr. Sandra Elze & Dr. Michael Elze
Prien am Chiemsee / Rosenheim, www.Dr-Elze.de
Die drei Dimensionen des Burn-out-Syndroms
Obwohl sehr viele Menschen in der ärztlichen Praxis berichten, dass sie unter einem “Burn-out” leiden, und die Krankheitsausfälle durch die Diagnose “Burn-out-Syndrom” einen erheblichen volkswirtschaftlichen Schaden verursachen können, bestehen in der medizinischen und psychologischen Forschung bisher noch sehr vielen Unsicherheiten bezüglich der Diagnose des Burn-outs und der dahinter stehenden Krankheitskonzepte. So liegt zum Beispiel trotz aller bisherigen Forschung noch nicht einmal eine valide Definition des Begriffes Burn-out bzw. des Burn-out-Syndroms vor.
Trotz dieser Unklarheiten kann wohl als gesichert angenommen werden, dass es verschiedene Dimensionen des Burn-outs gibt. Christina Maslach et al. prägten für diese unterschiedlichen Ebenen die Begriffe
- Emotional exhaustion (zumeist als “emotionale Erschöpfung” übersetzt),
- Depersonalization (“Depersonalisation” oder besser: “Unpersönlich sein”) und
- Personal accomplishment (Persönliche Zielrealisierung bzw. Zielerreichung).
(vgl. Maslach 1996; weitere Informationen finden Sie im Kapitel Maslach Burnout Inventory)
Unter emotionaler Erschöpfung versteht man dabei das Selbsterleben der Betroffenen als verausgabt und erschöpft durch ihre Arbeit.
Depersonalisation / Unpersönlich sein beschreibt einen unemotionalen und unpersönlichen Umgang der Betroffenen mit den Empfängern ihrer Arbeitsleistung, also z.B. den betreuten Patienten. Viele Betroffene bedauern dabei, dass sie sich nicht mehr so gut auf ihre Klienten einstellen können, dass sie sich gegen deren Bedürfnisse emotional “abschotten” müssen, und dass sie keine Energie mehr für die Probleme ihrer Klienten haben.
Viele Betroffene kennen auch einen im Lauf des Burn-outs zunehmenden Zynismus, der ihnen eigentlich widerstrebt, den sie aber trotzdem einsetzen müssen, um ihre hohe Anspannung wenigstens etwas zu stabilisieren. Dies führt bei vielen Betroffenen mittelfristig zu zunehmender Selbstkritik und Selbstabwertung, da der Zynismus ihren eigentlichen Idealen widerspricht.
Unter Personal accomplishment versteht man das Ausmaß, in dem die Betroffenen ihre eigene Leistung effektiv bei der Arbeit einsetzen können, und wie sie ihre beruflichen und persönlichen Ziele erreichen können. Faktoren wie unzureichende Unterstützung, ständig wechselnde Zielvorgaben durch die Administration, ungenügende Ressourcen wie zu geringe Mitarbeiterzahl etc. können dazu führen, dass sich die Betroffenen als “ausgeliefert” und “hilflfos” fühlen, (“Meine ganze Anstrengung nützt überhaupt nichts... Ich habe schon alles versucht, aber ich kann am meinem Arbeitsplatz nichts verändern...”).
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Innere und Äußere Faktoren
Als gesichert gilt darüber hinaus, dass das Aufeinandertreffen von bestimmten Äußeren Faktoren, wie z.B. Überlastung oder geringer Unterstützung, und bestimmten Inneren Faktoren, wie z.B. hohen, sehr idealistischen Erwartungen an sich selbst, ein Risiko für das Auftreten eines Burn-outs darstellen kann.
Äußere Faktoren, die an der Entstehung eines Burn-out-Syndroms beteiligt sein können, sind z.B.:
- Hohe Anforderungen und Druck von Vorgesetzten, Kollegen oder Klienten.
- Große Verantwortung ohne ausreichende eigene Entscheidungsfreiheit.
- Wenig Mitsprache- und Partizipationsmöglichkeiten.
- Unklare oder widersprüchliche Anweisungen durch Vorgesetzte oder die Administration.
- Unzureichende Kommunikation zwischen Vorgesetzten, Kollegen etc.
- Konflikte unter den Kollegen, “Mobbing”.
- Ungenügende Ressourcen (Mitarbeiterzahl, Geldmittel etc.) für die anstehende Arbeitsaufgabe.
Innere Faktoren, die zu einem Burn-out beitragen können, sind z.B.:
- Idealistische Berufsziele, die so im aktuellen Arbeitsumfeld nicht erreicht werden können.
- Hohe Erwartungen an die eigene Arbeitsleistung.
- Probleme, eigene Bedürfnisse ausreichend wahrnehmen oder durchsetzen zu können.
- Bewerten der eigenen Erfolge als etwas “Selbstverständliches” (“Das hätte doch jeder geschafft...”) und der eigenen Mißerfolge als etwas “Katastrophales” (“Ich darf keine Fehler machen...!”).
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Burn-out-Syndrom: Symptome
Die wichtigsten Symptome des Burn-out-Syndroms sind:
- Körperliche Erschöpfung (Energiemangel, Müdigkeit, Schwächegefühl, Schlafstörungen, geschwächte Abwehrkräfgte, Psychosomatische Symptome).
- Emotionale Erschöpfung (Überdruss - alles ist zu viel, Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit, Gefühl von innerer Leere, Reizbarkeit).
- Geistige Erschöpfung (Abbau der kognitiven Leistungsfähigkeit, Konzentrationsmagel, Vergesslichkeit, Verlust an Kreativität, Negative Einstellung zu sich selbst).
- Soziale Erschöpfung (Sozialer Rückzug, Kontakte werden nur noch als Belastung empfunden, Verlust von Einfühlungsvermögen, Depersonalisation).
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Burn-out-Syndrom: Diagnose
Burn-out-Syndrom: Diagnose nach ICD-10
Da der Begriff Burn-out-Syndrom bisher weniger für ein eng definiertes Krankheitsbild im eigentlichen Sinne sondern vielmehr für das Resultat eines längeren Prozesses der zunehmenden emotionalen und körperlichen Erschöpfung gebraucht wird, findet sich auch in der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandten Gesundheitsprobleme (engl.: International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems, ICD-10) in den Kapiteln der Krankheitsbilder kein entsprechender Diagnoseschlüssel für das Burn-out-Syndrom.
Stattdessen kennt die ICD-10 unter den “verwandten Gesundheitsproblemen” im Kapitel XXI (Notation Z, “Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen”) die Subkategorie ICD-10 Z73.0 “Ausgebranntsein: Burn-out, Zustand der totalen Erschöpfung”.
Ob diese Kategorie das Beschwerdebild eines Patienten wirklich ausreichend beschreibt, sollte sorgfältig geprüft werden. Viele Menschen, die unter einem Burn-out-Syndrom leiden, haben im Verlauf über das eigentliche Burn-out hinaus gehende Beschwerden wie z.B. Depressionen, Ängste oder Panikattacken entwickelt. In diesen Fällen wird üblicherweise das resultierende Krankheitsbild (also z.B. die “Depressive Episode, ICD-10 F32”) als Diagnose angegeben.
Dieses Vorgehen ist insofern zu rechtfertigen, da das Burn-out so als Prozess angesehen wird, der zu einer bestimmten Krankheit führt. Analog wird bei der Codierung nach ICD-10 z.B. auch bei körperlichen Erkrankungen oder Verletzungen oftmals nicht der Prozess angegeben (z.B. “Sturz beim Radfahren”) sondern nur das resultierende Verletzungs- oder Krankheitsbild (z.B. “Fraktur des Innenknöchels, ICD-10 S82.5”).
Weiterlesen: Burn-out-Syndrom: ICD-10
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Burn-out-Syndrom: Diagnose nach ICD-11
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat im Juni 2018 die 11. Revision der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (engl. International Classification of Diseases) ICD-11 vorgestellt.
In der ICD-11 wird das Burn-out unter der Codierung QD85 geführt.
Weiterlesen: Burn-out-Syndrom: ICD-11
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Burn-out-Syndrom: Diagnosekriterien nach DSM-5
Das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders der American Psychiatric Association (APA) gilt nach wie vor als eine der wichtigsten Publikationen im Bereich der Psychiatrie und Psychotherapie. Im Mai 2013 wurde die erste komplette Revision des Manuals seit 1994 veröffentlicht, das DSM-5.
Im Vorfeld wurden intensive Diskussionen darüber geführt, ob das Burn-out-Syndrom als neue Diagnose in das DSM-5 aufgenommen werden sollte.
Während das Burn-out-Syndrom im ICD-10 unter der Subkatogerie Z73.0 aufgeführt wird, folgte die American Psychatric Association der Überlegung, dass es sich beim Burn-out-Syndrom nicht um ein eigenständiges Krankheitsbild sondern um einen Prozess, der mit verschiedenen körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen einhergeht, handelt. Das Burnout-Syndrom wurde deswegen nicht als eigenständige Diagnose in das DSM-5 aufgenommen.
Andere Reaktionen auf schwere Belastungen, wie zum Beispiel die Posttraumatische Belastungsstörung, die Akute Belastungsreaktion oder die Anpassungsstörungen, werden im DSM-5 im Kapitel Trauma- and Stressor-Related Disorders zusammengefasst.
In Bezug auf das Burn-out-Syndrom werden im DSM-5 eher die Folgezustände, also zum Beispiel eine aus dem Burn-out entstehende Depressive Störung oder Angststörung, diagnostiziert.
Unabhängig davon, ob es sich beim Burn-out bzw. dem Burn-out-Syndrom um ein eigenständiges Krankheitsbild handelt, muss angemerkt werden, dass das DSM-5 das Burn-out-Syndrom auch nicht in der Sektion 3 unter den so genannten “Störungsbildern, die eine weitere Forschungsarbeit vor der Aufnahme als eigenständiges Krankheitsbild” erfordern, aufführt.
Weiterlesen: Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5)
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Burn-out-Syndrom: Testverfahren
In der Diagnostik des Burn-out-Syndroms kommen verschiedene Testverfahren zum Einsatz. Am weitesten bekannt ist das Maslach Burnout Inventory (MBI) von Christina Maslach et al.
Maslach Burnout Inventory (MBI)
Übersicht
Das am weitesten bekannte Testinstrument zur Evaluierung des Burn-out-Syndroms ist das Maslach Burnout Inventory (MBI) von Christina Maslach et al.
Das MBI liegt zur Zeit in drei Versionen vor, dem MBI - Human Services Survey (MBI-HSS), dem MBI - Educators Survey (MBI-ES) und dem MBI - General Survey (MBI-GS).
MBI - Human Services Survey
Die ursprüngliche Version des MBI, der MBI - Human Services Survey, wurde vorrangig zur Evaluierung von Beschäftigten in sozialen und medizinischen Berufen entwickelt. Er erfasst drei Dimensionen des Burn-out-Syndroms:
- Emotional exhaustion (zumeist als “emotionale Erschöpfung” übersetzt) erfasst das Selbsterleben der Befragten als emotional überspannt und erschöpft durch ihre Arbeit.
- Depersonalization (“Depersonalisation” oder besser: “Unpersönlich sein”) erfasst einen unemotionalen und unpersönlichen Umgang der Befragten mit den Empfängern ihrer Arbeitsleistung, also z.B. den betreuten Patienten.
- Personal accomplishment (selbstständig Erreichtes bzw. Erreichbares) erfasst das Erleben von Kompetenz und erfolgreicher Leistung bei der Arbeit.
Ob es sich bei den vom MBI gemessenen Dimensionen auch um eine ausreichend valide Darstellung des Burn-out-Syndroms handelt, ist bisher noch in der Diskussion.
MBI - Educators Survey
Im späteren Verlauf wurde als Ergänzung zum MBI-HSS der MBI - Educators Survey (MBI-ES) entwickelt. Der MBI-ES ist spezifiziert auf die Evaluierung von Personen in Lehrberufen.
MBI - General Survey
Der MBI - General Survey wurde schließlich zur generellen Evaluierung von Beschäftigten in allen Berufsfeldern entwickelt.
MBI - Deutsche Übersetzung
Es liegen verschiedene deutsche Übersetzung zum MBI vor. Weitere Informationen zum MBI finden Sie in unseren Psychotherapie-Fachinformationen im Kapitel Maslach-Burnout-Inventory.
Weiterlesen: Maslach Burnout Inventory
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Copenhagen Burnout Inventory (CBI)
Das Copenhagen Burnout Inventory (CBI) wurde 2005 von Kristensen et al. als neues Testinstrument zur Evaluierung des möglichen Vorliegens eines Burn-out-Syndroms eingeführt.
Das CBI erfasst in drei Skalen die Parameter personal burnout, work-related burnout und client-related burnout.
Bezüglich der Validität des CBI ergibt sich aus testpsychologischer Sicht - wie auch beim Maslach Burnout Inventory und den weiteren burnoutspezifischen Testinstrumenten - das Problem, das bisher keine valide Definition des Burn-out bzw. des Burn-out-Syndroms vorliegt.
Weiterlesen: Copenhagen Burnout Inventory
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Burn-out-Syndrom: Differenzialdiagnose
Neben der möglichen Differenzialdiagnose einer Depressiven Störung (ICD-10 F32 bzw. F33) sollten als weitere mögliche Differenzialdiagnosen in ICD-10 Kapitel V, Kategorie F43 (“Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen”) geprüft werden, ob die Diagnosekriterien für eine Akute Belastungsreaktion (ICD-10 F43.0), Anpassungsstörung (ICD-10 F43.2) oder eine Sonstige Reaktion auf schwere Belastung (ICD-10 F43.8) erfüllt werden.
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Burn-out-Syndrom: Ursachen
In Studien wurde gezeigt, dass ein geringer Handlungs- und Entscheidungsspielraum in Kombination mit hohen Anforderungen eine Risikoerhöhung für das Auftreten von psychosomatischen Erkrankungen zur Folge hat. Ein weiterer Faktor, der das Auftreten stressbedingter psychischer Störungen erhöht, ist ein Ungleichgewicht zwischen der Verausgabung und der Belohnung. Belohnungen bestehen dabei sowohl in Lohn bzw. Gehalt als auch in der Anerkennung sowie in beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten und der Sicherheit des Arbeitsplatzes.
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Autoren des Artikels: Dr. Sandra Elze & Dr. Michael Elze
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